Ostschweiz

Enea Baummuseum

Enea Baummuseum
Rapperswil-Jona/ SG

Wie sich Bäume arrangieren lassen

Die Idee ist bestechend, die Umsetzung beeindruckend. Das einzige Baummuseum in der Schweiz, vielleicht in Europa oder gar weltweit? Wo sonst werden Bäume so choreografiert und präsentiert wie hier, nahe am Zürichsee? Eine geglückte Kombination von Landschaft, Botanik, Architektur, Kunst und Design hat ein Gesamtkunstwerk entstehen lassen.

 

Ein Freilichtmuseum

Enzo Enea, Landschaftsarchitekt und Initiant dieser aussergewöhnlichen Schau, sammelte jahrelang Bäume, die irgendwo zur Abholzung vorgesehen waren, transportierte sie mit einigem Aufwand, richtete dieses Freilichtmuseum ein und konnte es 2010 eröffnen. Rund 50 Bäume hat er darin ausgestellt und vor Kalksteinmauern in Szene gesetzt. Darunter finden sich zum Beispiel ein Zimtahorn aus Tibet und eine Mädchen-Kiefer von 1897. Die Zwischenräume wurden mit kurz geschnittenem Rasen und Stauden arrangiert. Die Unterteilung des Parks mit Mauern und Bäumen erlaubt so immer neue Sichtachsen. Die damit geschaffene Ästhetik vermittelt dem Besucher einen ungewohnten Respekt oder gar Bewunderung für einzelne Bäume.

 

Die Sammlung setzt sich weithin aus Arten unserer Klimazone zusammen, wobei es viel Asiatisches, vor allem Japanisches sowie schöne Exemplare aus Südeuropa gibt. Da finden sich zum Beispiel eine japanische Nelken-Kirsche und ein Fächer-Ahorn, ein Ginkgo, unterschiedliche Scheinzypressen, eine Tulpen-Magnolie, eine Blumen-Esche und viele andere mehr. Einige von ihnen sind über 100 Jahre alt und daher mit einer gewissen Ehrwürdigkeit ausgestattet. Auf kleinen Tafeln kann sich der Besucher über Art, Alter und Herkunft der Bäume kundig machen. Mitunter würde man aber gern auch die jeweilige Story zum Baum wissen wollen.

Überdies wurde im Park eine viktorianische Orangerie und eine französische Mauer erstellt, die ein mediterranes Flair vermitteln will. Weitere 100 Bäume und Pflanzen stehen in jenem Teil des Parks, der das eigentliche Museum umgibt. Auf der gesamten Anlage finden sich insgesamt über 3000 exklusive Gehölze.

Künstlerische Kontraste

Seit 2013 werden in diesem Arrangement auch Skulpturen zeitgenössischer Künstler ausgestellt. Die Kunstwerke wollen in einen subtilen Dialog mit der Parkanlage treten und so die ästhetische Wahrnehmung erweitern. Tatsächlich gelingt es den Kunstwerken den herkömmlichen Blick auf einen Park zu kontrastieren. Sie erzeugen eine intensive Atmosphäre, die eigene Assoziationen zu Raum und Form wachrufen. Enzo Enea hat mit dieser Verbindung von Natur und Kunst eine beinahe verschwundene Tradition der Gartenarchitektur aufgegriffen und neu zur Geltung gebracht.

 

Schliesslich gehören zur Anlage noch eine Baumschule sowie eine Ausstellung selektionierter Gartenmöbel, ein Café und eine Präsentation von Designerobjekten. Selbst die lange Allee vom Haupteingang der Anlage zum Parkplatz beziehungsweise zum eigentlichen Museum hat es in sich: Man fährt oder schreitet unter einer Reihe Sumpfzypressen hindurch, die mit ihrem Licht-Schatten-Spiel eine beinahe märchenhafte Stimmung erzeugt.

Adresse

8645 Rapperswil-Jona/ SG, Buechstrasse 12
Öffnungszeiten: März – Oktober: Di bis Fr 9-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr;
November – Februar: Di bis Fr 9-17.30 Uhr, Sa 10-16 Uhr.
Eintritt: Ticket erforderlich