Ostschweiz
Bothmar
Park Bothmar
Malans/ GR
Wandeln zwischen imperialen Buchskegeln
Malans ist an sich schon ein eindrucksvoller Ort mit bester Lage an den historischen Transitrouten des Rheintals. Bereits im frühen Mittelalter wurde hier Wein angebaut. Auch heute noch ist der Weinbau der bedeutendste Wirtschaftszweig. Der Ort windet sich mit seinen romantischen Gässchen an der Hanglage empor. Das herrschaftliche Schloss liegt dann oberhalb von Malans mit einer prächtigen Sicht auf das offene Tal in Richtung Süden.
Barocke Stimmung
Der dazugehörige Park zählt zu den schönsten Barockgärten der Schweiz. Man kann sich gar nicht sattsehen und will immer noch eine Runde flanieren zwischen den mächtigen Buchskegeln. Oder treffender gesagt: In Gedanken versunken lustwandeln, hin und wieder einen Seitenblick auf das Schloss und die dahinter emporragende Bergwelt werfen. Der Park ist stimmungsvoll und im Kern eine barocke Anlage geblieben. Zwischenzeitlich war er mal in Teilen verwildert, wurde jedoch wiederhergestellt und wird heute vorbildlich gepflegt.
Der älteste Teil des Schlosses Bothmar wurde während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts für die Familie Beeli gebaut. Man darf davon ausgehen, dass es bereits damals an diesem sonnigen Hang neben Rebstöcken auch einen Garten gab. Die älteste Darstellung einer Parkanlage datiert jedoch erst aus der Barockzeit. Wer die Anlage entworfen und gestaltet hat, ist nicht bekannt. Vermutlich war der Park, wie auch das Schloss, in mehreren Etappen entstanden. Als das Anwesen in den Besitz von Gubert von Salis (1664-1736) überging, begann dieser zunächst das Gebäude nach seinen Vorstellungen umzuwandeln. So liess er einen Südflügel und eine Kelter anbauen. Dann wurde das ursprüngliche Gartenparterre zwischen 1740 und 1750 schrittweise erweitert und zu einem Park geformt. Die Anlage wurde mit einer Zentralachse versehen, die am Westflügel des Schlosses vorbeiführt.
Im frühen 19. Jahrhundert wurde die axiale, geometrisch konzipierte Anlage allerdings der neuen Mode des Landschaftsparks angepasst. Durch asymmetrische Pflanzungen von frei wachsenden Bäumen und Sträuchern sollten den streng geformten Terrassen nun weichere und natürlichere Züge gegeben werden. Auch die restliche Schlossumgebung wurde mit Säulenpappeln, Fichten und Weisstannen umgestaltet. Später verwilderte die Anlage teilweise und wurde mit Obstbäumen bestückt. Dennoch war Rainer Maria Rilke, als er im Oktober 1920 den Bothmar besuchte, sehr angetan, aber vermutlich eher von der Lage als von der Gestaltung des Parks.
Rekonstruktion
In den 1930er Jahren liess Hans Wolf von Salis den Terrassengarten rekonstruieren, also die barocken Strukturen wiederherstellen. Salis hatte in Italien die Wiederentdeckung der Renaissance-Gärten und des Manierismus miterlebt. Auch in der Schweiz war das Interesse für geometrisch angelegte Gärten inzwischen wieder neu geweckt worden. So liess von Salis im Zuge der Terrassenerneuerung auch die grossen Tannen am südlichen Eingangstor durch Thujas ersetzen. Im Weiteren liess er Rasenparterres anlegen und die Beete nach barocker Manier mit niedrigem Buchs einfassen.
Mit weiteren Hecken gewann die Anlage wieder ihren ornamentalen Charakter. Alten Quellen zufolge soll von Salis bei der Umgestaltung den Assoziationen von einer „Kartause“ gefolgt sein, einer Anlage also mit Kreuzgängen, Säulengängen, Hauptschiff und Chor – all das nachgebildet von Bäumen und Büschen. Zudem wurde im nordwestlichen Teil eine Marmorbüste des Dichters Johann Gaudenz von Salis aufgestellt, der 1762 im Schloss Bothmar zur Welt gekommen war.
Heute präsentiert sich die Anlage in einem schönen und gepflegten Zustand. Sie ist in breite und schmalere Terrassen gegliedert, welche jeweils durch gerade Wege in längliche Rechtecke unterteilt sind. Grosse Buchsbäume, weithin noch aus dem 18. Jahrhundert, schaffen mit ihren individuell geschnittenen Formen eine anmutige, teils märchenhafte Stimmung. Kleinere, schlank geschnittene Bäume geben der Anlage Abwechslung und Rhythmus. Beachtung verdienen auch die sorgfältig bepflanzten Kompartimente, eine fünf Meter hohen Buchswand sowie der frisch sprudelnde Springbrunnen.
Auf den Beeten der oberen Terrassen und an den Wänden des Schlosses wachsen heute Rosen, auf den unteren Terrassen werden die Beete mit einem prächtigen Sommerflor bepflanzt. Lavendelsträucher und mehrjährigen Blumen setzen weitere Akzente, und an den Mauern klettern Efeu, Glyzinen, Wilder Wein und Jasmin empor. Eine erhöhte Terrasse erlaubt den Blick von oben, lässt überraschend die Plastizität des Parks erkennen und ahnen, dass beim Entwurf dieser Anlage auch die Illusion eines Labyrinths mitgespielt haben dürfte.
Adresse
7208 Malans/ GR, Schloss Bothmar
Eintritt frei. Anmeldung erforderlich unter Tel.: 081/3222102