Ostschweiz
Arenenberg
Arenenberg
Salenstein/ TG
Poetenweg & Himmelsleiter
Allein die prächtige Lage am südlichen Seeufer ist schon Grund genug, den Arenenberg zu besuchen. Vermutlich ist es einer der romantischsten Orte der Bodenseeregion. Die Anlage gliedert sich in einen ebenen südlichen Teil und einen bewaldeten nördlichen, der steil zum Ufer abfällt. Rund um das Schloss finden sich Parktypen aus Mittelalter, Renaissance, Barock sowie des 19. Jahrhunderts und laden ein, auf den Pfaden dieses Zusammenspiels zu „lustwandeln“.
Geschichtsträchtig
Der Arenenberg kann eine über 600-jährige Parktradition geltend machen. Im Mittelalter war der Höhenzug unter dem Namen „Narrenberg“ bekannt. Thurgauer und Konstanzer Patrizier bauten das Anwesen zu einem repräsentativen Landgut aus und legten einen Lustgarten an, der in der Renaissance erweitert wurde. Die noch vorhandenen Spuren der Gartenarchitektur weisen nach Italien und Frankreich. Das heutige Schloss wurde Anfang des 16. Jahrhunderts gebaut.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Arenenberg vor allem ein Rebgut, bis dann Hortense de Beauharnais, ehemalige First Lady Frankreichs, das Heft in die Hand nahm. Als sie 1816 erstmals auf den Arenenberg kam, berückte sie der Ort mit seinen romantischen Aussichten auf den See. Sie erwarb die Gutsanlage mit Schloss und Gärten als Exilwohnsitz und zog hier ihren Sohn Louis gross, der später der letzte Kaiser Frankreichs werden sollte. Zugleich widmete sie sich mit Leidenschaft der Gartenkultur und Botanik. So legte sie den Grundstein zu einem Landschaftspark mit zahlreichen Einbauten wie Grotten, Eremitage, Eiskeller, Pavillon und Fontäne. Ab 1834 trug der Park auch die gestalterische Handschrift des befreundeten Landschaftskünstlers Hermann von Pückler-Muskau.
Damit wurde Schloss Arenenberg zum Begriff und beliebten Treffpunkt von Dichtern, Künstlern und Adligen aus ganz Europa. 1906 gelangte der Arenenberg in den Besitz des Kantons Thurgau. Als in den 1960/70er Jahren die landwirtschaftliche Schule auf dem Arenenberg erweitert wurde, mussten grosse Teile des Parks als Deponie für den Aushub herhalten. Ab 2000 wurde das Material in mühevoller Arbeit wieder abgetragen. Dank der Stiftung Napoleon III. konnten die verschütteten Bereiche 2007/08 rekonstruiert werden, so dass mittlerweile ein annähernd ursprünglicher Zustand wieder hergestellt ist. Heute verbindet ein abwechslungsreiches Wegnetz die Grünanlangen aus verschiedenen Epochen. Neben dem Landschaftspark kann man einen mittelalterlichen Patriziergarten, Weingärten und die modernen Schulgärten der Landwirtschaftsschule besichtigen.
Rundgang
Für einen Rundgang und ein Verweilen auf dem Arenenberg bieten sich unterschiedliche Varianten an. Man kann beim Schloss und den umgebenden Terrassen beginnen, um dann in das nördliche Parkgelände hinabzusteigen. Reizvoller scheint es, vom Parkplatz rechter Hand gleich den sogenannten Poetenweg anzusteuern, den Park am Hang mit all seinen architektonischen Ideen zu erkunden und dann als Finale zum Schloss emporzusteigen, um die Ausblicke und Angebote des Bistros zu geniessen. Für beide Varianten kann man sich auf einen klug angelegten Rundweg verlassen.
Auf dem Poetenweg wird man leicht abwärts zu einem Zeltpavillon geführt, der ein Nachbau aus den 1960er Jahren ist. Das Original diente der Königin Hortense als romantischer Rückzugsort sowie als Veranstaltungsort für Einladungen und kleine Gartenfeste. Hier eröffnet sich ein erster Blick auf die Landzunge von Ermatingen und den Untersee. Eine geschickt inszenierte Sichtachse leitet den Blick bis hinüber nach Konstanz.
Vom Pavillon führt der Weg weiter abwärts durch ein kleines Waldstück zum unteren Landschaftspark mit seiner Fontäne. Dieser Teil des Parks war lange unter einer hohen Erdschicht verschüttet und überwuchert. Anhand alter Pläne konnte die Modellierung des Geländes wieder freigelegt und mit ihren historischen Installationen neu gestaltet werden.
Seit 2008 zeigt das Ensemble wieder den originalen Zustand um 1835. Dazu gehört die Grotte mit Wassertreppe, die dem Besucher schon zur Zeit der Renaissance Eindruck machte. Über die Wände der Grotte und über die Kaskadenwand plätschert Wasser. Daneben steht eine Ermitage, jenes romantisch aufgeladene Sujet der Kaiserzeit. Der Eremit, abgeschieden von der Welt, galt damals als die idealisierte Verkörperung der Sehnsucht nach dem einfachen Leben. Dementsprechend wurde der Bau als kleines Holzhaus mit einer in den Fels gearbeiteten Tuffstein-Nische errichtet. Bei der Parkrekonstruktion 2007/08 wurde das Häuschen aus Thurgauer Eiche neu gebaut und mit Schindeln aus Zedernholz versehen. Die Mitte dieses Platzes dominiert eine grosse Brunnenschale mit einer zwölf Meter hohen Fontäne.
Von hier aus kann man auf der sogenannten Himmelsleiter zum Schloss und der Kapelle hinaufsteigen, oder dem Rundweg weiter westwärts folgen, um dann vor dem Rebberg oder nach dessen Umrundung das Schloss zu erreichen. Die steile Himmelsleiter greift ein Element der französischen Parkarchitektur des 16. Jahrhunderts auf. Dort galt sie als symbolhafte Verbindung zwischen dem „Jammertal auf Erden“ und dem „Himmelreich“. Die heutige Treppe ist allerdings eine Neuinterpretation des 21. Jahrhunderts. Wählt man den Weg um den kleinen Rebberg, bewegt man sich durch eine traditionsreiche Weinkultur, denn schon seit dem 15. Jahrhundert wird hier Wein angebaut. Heute liegt der Schwerpunkt auf den Sorten Müller-Thurgau und Blauburgunder.
Terrassen
Schliesslich gelangt der Flaneur auf die Terrassen rund um das Schloss. Beide bieten einen beeindruckenden Blick über den See. Auf der westlichen Aussichtsterrasse pflegte der damalige Hofstaat im Sommer kleine Soiréen zu veranstalten. Die attraktive Rosskastanie, deren Äste weit über die Terrasse hinausragen, soll von Königin Hortense persönlich gepflanzt worden sein. Heute ein beliebter Ort für Liebespaare und Hochzeitszeremonien. Die nach Norden ausgerichtete italienische Terrasse mit Kapelle bietet ebenfalls einen grandiosen Blick bis zur Insel Reichenau.
Östlich des Schlosses erstreckt sich ein Vorplatz dessen dominierende Platanen beide auf die Zeit um 1830 zurückgehen. Auf dem zwischen ihnen liegenden Rasenstück befindet sich ein Beet, das unter dem Namen Arenenberger Blumenschiff bekannt wurde und vermutlich auf eine Idee Fürst Pücklers zurückgeht. Das parterreartige Rasenstück vor der Südfassade des Schlosses wurde in den 1950er Jahren durch ein ornamentales Rosenbeet mit kleiner Fontäne gestaltet. Auch dieser Pleasure Ground bietet einen weiten Blick auf und über den Bodensee.
Mit einem Abstecher zum 2014 neu eröffneten Patriziergarten, welcher sich hinter dem Hotel befindet, kann die Besichtigung abgerundet werden. Dieser Part spiegelt den klassischen mittelalterlichen Lustgarten wieder. Seine Wege führen vorbei an Rasenbänken, einem Brunnen und diversen Duft- beziehungsweise Nutzpflanzen. Solch ein detailgetreuer Nachbau sei, so versichert der hauseigene Prospekt, einzigartig in der Schweiz, Österreich und dem süddeutschen Raum.
Insgesamt kann das Arenenberger Schloss mit Napoleonmuseum und der rekonstruierten Parkanlange durchaus als Kulturdenkmal von europäischem Rang gewertet werden. Trotz mancher Veränderungen sind die ursprünglichen Gestaltungsideen der Parkanlage erkennbar geblieben – etwa das Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel, Wasser und Wald, Sichtachsen auf den See und romantischen Installationen im Gelände.
Adresse
8268 Salenstein / TG, Schloss Arenenberg
Frei zugänglich, Eintritt fei.