Zürich

Park Seleger Moor

Park Seleger Moor
Rifferswil/ ZH

Berauschende Farbenpracht

In diesem Park macht man keinen beiläufigen Besuch, sondern reist bewusst an und nimmt sich Zeit. Und die braucht es auch – vorzugs-weise im Mai, wenn Rhododendron, Azaleen und Pfingstrosen blühen. Aber auch im Sommer, wenn die Seerosen ihre Pracht entfalten, wird einiges geboten. Den aktuellen Blütenstand kann man jeweils über Internet abrufen.

 

Verschlungene Naturwege mit Holzschnitzeln bestreut, sorgen für ein lautloses, angenehm weiches Laufen, etwa wie in den schottischen Highlands. Andererseits lässt der gewundene Holzsteg entlang der Spiegelteiche das Laufen zum Flanieren werden. Und überall gibt es etwas zu entdecken. Einige Pfade sind eigens als Entdeckerwege bezeichnet, zum Beispiel: Vogelbeobachtung, Wildbienenhotel, Gletschermoräne oder Feenweg. Auf seltsame Weise wird man im Seleger Moor in einen Zustand tiefenwirksamer Entspannung geführt. Am Spiegelteich stehen dafür sogar Liegestühle bereit. Zudem ist der Park ein Paradies für selten gewordene Vogelarten, die vor allem in den Morgen- und Abendstunden auf sich aufmerksam machen. Der grosszügig angelegte Rundgang führt über kleine Bogenbrückchen und in verwunschene Ecken mit Rhododendronbüschen, Azaleen und anderen Sträuchern sowie zu unterschiedlichsten Farnen. Und natürlich fragt man sich, wie all das hierher kommt.

Die Story

Die Story ist schnell erzählt und begann, wie so oft, mit einem Zufall: Für die Frühjahrsblumenschau von 1953 in Zürich war der Gartenbauer Robert Seleger auf der Suche nach grossen Bäumen, die er nicht fällen, sondern in die Schauanlange verpflanzen wollte. So grub er im Rifferswiler Moor, wo in früheren Zeiten Torf zum Heizen gestochen wurde, eine Föhre mit besonderem Wuchs aus. Dabei wurde er auf die interessante Bodenbeschaffenheit aufmerksam, kaufte wenig später ein Stück dieses Landes und fing an, selbst Rhododendren zu züchten. Wenige Jahre später verlor er in einem besonders kalten Winter einen grossen Teil der Büsche. Folglich suchte er nun nach winterharten Sorten, sammelte sie in China, Nordamerika, Russland und Japan und kreuzte sie mit seinen eigenen Züchtungen. So entstanden im Laufe der Jahre winterharte Sorten mit einer unendlichen Vielfalt an Farben und Formen.

Im Laufe der Jahre kamen Azaleen und Farne hinzu, auch zahlreiche Weiher mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen wurden angelegt. Mit einfühlsamer Hand gelang es Seleger, eine reizvolle und originelle Landschaft zu modellieren, wobei die Rhododendrensammlung die Hauptattraktion blieb. 1979 überführte Seleger den Park in eine Stiftung. Als er im Jahr 2000 starb hinterliess er einen 12 Hektar grossen Park mit lichtem Wald, unzähligen Rhododendren und Azaleen. Die Seleger Moor Stiftung entwickelt nun den Park behutsam weiter, in jüngster Zeit etwa mit einer Sammlung von Strauchpfingstrosen, deren imposante Blüten dem Garten einen eigenen Charme verleihen.

Seele baumeln lassen

Die Rhododendrenschau dauert von Mitte April bis Anfang Juni. Hundertausende von Blüten unter frühlingsgrünem Birkenlaub verwandeln dann das Moor in eine berauschende Farbenpracht. Ab Juni legen dann auf den Weihern die verschiedenen Seerosen ihren Blütenteppich aus. Und in der blütenarmen Zeit kann der Farngarten mit seinen unterschiedlichsten Wedelformen und Grünschattierungen punkten. Mit 60 Sorten bietet er die grösste Sammlung der Schweiz. Ebenfalls eindrucksvoll präsentiert sich das Scheincalla-Tal: Entlang eines Drainage-Kanals blühen hier im Frühling Dutzende dieser Riesenaronstäbe mit ihren bis zu 30 Zentimetern grossen Blüten. Im Primeltal wiederum sorgen verschiedene Schlüsselblumensorten für Bewunderung.

So wundert es nicht, dass das Seleger Moor zu einem international bedeutsamen Park wurde, der zur Blütezeit Scharen von Besuchern anzieht. Im Online-Gästebuch werden euphorische Einträge hinterlassen, die von Psychohygiene, von einem Traum oder einem Zaubergarten sprechen, oder davon, hier die Seele baumeln lassen zu können. Und wer wollte das nicht, hin und wieder?

Adresse

8911 Rifferswil/ ZH, Seleger-Moor-Strasse
Öffnungszeiten: 1. April – 31. Oktober, täglich 8-18 Uhr / Eintrittskosten
www.selegermoor.ch